Geschichte

Vieles hat sich in den letzten 800 Jahren seit der erstmaligen urkundlichen Erwähnung in Neufelden getan, die Region blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Hier finden Sie die wichtigsten historischen Eckpunkte kurz zusammengefasst.

Der Markt Neufelden

  • 1217 erstmals urkundlich erwähnt - bereits damals Marktaktivitäten; Salzhandel – Transportweg war die „via regia“, die Königsstraße nach Böhmen
  • 1568 Verleihung des Marktwappens durch den Passauer Bischof
  • 17. Jahrhundert Aufschwung durch Leinenhandel
  • Mitte 18. Jahrhundert Hopfenanbau und Handel bis England, 1864 erste OÖ. Hopfendarre errichtet – bis heute aktiv.
  • Die barocken, teilweise klassizistischen Häuserfassaden stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert
  • 1923 musste der Ort Langhalsen dem Stausee weichen – Kraftwerksbau!
  • Neufelden war bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts ein guter Handelsplatz
  • Menschen werden mobiler
  • 1991 Wegfall des Durchzugsverkehrs (7000 PKW /800 LKW) – Eröffnung der Brücke über das Mühltal
  • Wandlung vom Handels- zum Dienstleistungsort
  • Einkaufszentren werden außerhalb der Ortskerne errichtet (an Straßenkreuzungen, Kreisverkehren …)

Handelsplatz an der Königsstraße

Wann, durch wen und in welcher Weise Neufelden – ehemals Velden – gegründet wurde, lässt sich nicht mit Sicherheit beantworten, denn bei der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 1217 war Velden schon ein Markt und musste schon eine längere Entwicklung hinter sich haben. Eine Saumstraße – in einer Urkunde „via regia“ (Königsstraße) genannt – welche von der Donau nächst Ottensheim durch das Mühlviertel in Richtung Böhmen führte, überquerte unterhalb von Neufelden die Große Mühl. Hier diente das halbinselförmige Plateau des heutigen Marktgebietes wie keine zweite Stelle entlang der „via regia“ als Rastplatz und Nachtlager.

Ein Haupthandelsartikel der damaligen Zeit war das Salz, welches aus Bayern bezogen und von Passau aus, donauabwärts verschifft wurde. Die Handelsleute von Neufelden suchten einen praktischen Landungsplatz an der Donau. Welcher sich schließlich an der Einmündung der Kleinen Mühl fand (Obermühl).

Das Mühelland fällt an Passau

Im Jahre 1220 schied der letzte Spross des Geschlechtes der Griesbacher-Wachsenberger ohne Nachkommen aus dem Leben. Durch diesen Umstand fiel unteranderem auch der Markt Neufelden dem Hochstift Passau zu. Velden war somit ab diesem Zeitpunkt passauischer Grenzplatz gegen Österreich. Nach unzähligen Feindseligkeiten und Jahren der Bekämpfung wurde 1384 die Landeshoheit des ganzen Mühellandes und somit auch von Velden formell an den Herzog von Österreich übergeben. 1568 wurde dem Markt Velden, von Bischof Urban, ein Wappen verliehen.

Religionskrieg und Bauernaufstand

Bevor das 16. Jahrhundert zu Ende ging, kam es im Mühelland zu folgenschweren Ereignissen. Die Lehre Luthers breitete sich mit unglaublicher Geschwindigkeit über Österreich und Deutschland aus. Der Großteil der Bevölkerung war der Lehre sehr zugetan und auch von der Regierungsseite stellte man ihr keine Hindernisse in den Weg. Dies änderte sich jedoch mit dem Regierungsantritt von Kaiser Rudolf II. Er untersagte 1577 die lutherische Religionsausübung.

Diese eifrigen Bekehrungsversuche wurden mit Aufruhr und gewaltsamem Widerstand beantwortet. 1595 drangen 2.500 Bauern in den Markt Neufelden ein und zwangen die Bürger, das Gelöbnis zur lutherischen Lehre abzulegen. Nachdem die Aufstände immer größere Ausmaße annahmen, beauftrage man Gotthard von Starhemberg mit der Unterwerfung der Bauern. Von Neufelden aus wurde die Parzifikation des Mühellandes betrieben. Kaiser Ferdinand II. verpfändete Oberösterreich 1619 an den Kurfürsten Max II. von Bayern. Die Gegenreformation wurde zu dieser Zeit mit großer Härte vorangetrieben. Die Bevölkerung wurde von den Soldaten unterdrückt und drangsaliert. Am 17. Mai 1626 kam es schließlich zu einem Streit zwischen Soldaten und Bauern, welcher den Anlass zum Aufstand gab. In den darauffolgenden Jahren kam es zu fürchterlichen Kämpfen. Die Folge dieser Auseinandersetzungen in Oberösterreich waren die totale Verarmung und Zerstörung des Landes.

 

Der Salzhandel, ehemals die ergiebigste Einnahmequelle des Marktes, nahm durch die immer mehr werdende Konkurrenz und die allmähliche Verdrängung des bayrischen Salzes stetig ab. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erholte sich der Markt zusehends von den furchtbaren Verwüstungen, die er infolge der Religionswirren und der Kriegseinwirkungen erlitten hatte.

Wohlstand durch Leinen

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts war der Markt wieder zu Wohlhabenheit gelangt. Die verschiedenen Handwerke schlossen sich zu Zünften zusammen und ließen ihre Zunftfreiheiten bestätigen. Besondere Bedeutung hatte zu dieser Zeit die Leinenweberei, welche auch den Bauern, durch dem Anbau von Flachs, einen Nutzen brachte. Die Leinwandhändler waren zu dieser Zeit sehr reiche und angesehene Leute. Die wohlhabendsten Familien in Neufelden waren Campmiller, Peßler und Stölzl. Die Familie Campmiller erbaute das Schloss und die Kirche in Langhalsen. Ein Spross der Familie Stölzl war Johann Stölzl, welcher Besitzer des Hauses Nr. 9 war (heute Bezirksgericht) und einer der großen Wohltäter des Marktes. Er ließ auch das Bürgerspital Nr. 44 neu herstellen und vergrößern.

Soldaten in Neufelden

Nach dem Regierungsantritt von Kaiserin Maria Theresia kam es zum Krieg gegen Frankreich, Bayern und Preußen. In der Zeit von 1741 bis 1776 waren in Neufelden militärische Truppen einquartiert, welche dem Markt große Belastungen auferlegten. Österreich führte dann neuerlich Krieg gegen Frankreich. Im Jahre 1801 war jedes Haus in Neufelden mit 30 Soldaten belegt und das Bräuhaus als Spital eingerichtet. All diese Ereignisse führten zur neuerlichen Verarmung des Marktes und brachten viele Familien an den Bettelstab. 1830 wurde der Markt von einem Brand heimgesucht, der die Häuserreihe zwischen Marktplatz und Kirchengasse zerstört.

Neufeldner Hopfen für England

Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts machte sich in Neufelden das Bestreben bemerkbar, für die verlorene Leinenindustrie einen neuen Erwerbszweig zu schaffen. Es wurde mit der Seidenraupenzucht und sogar mit der Indigoerzeugung begonnen. Aber all diese Bemühungen blieben erfolglos. Zur selben Zeit hat sich allmählich die Hopfenkultur entwickelt, Paul Löffler verwendete den hiesigen Hopfen in seiner Brauerei in Langhalsen und nahm dadurch anderen Brauereien das Misstrauen gegenüber dem hiesigen Hopfen. 1861 erfolgte die erste Sendung hiesigen Hopfens nach England, wo dieser immer mehr Abnehmer fand.

Die Hopfenkultur brachte dem Markt erneut wirtschaftlichen Aufschwung und er entwickelte sich schließlich zum Haupthandelsplatz für den oberösterreichischen Hopfen. Die Blüte des Hopfenbaues dauerte bis zum 1. Weltkrieg. Schließlich sank der Hopfenpreis so tief, dass sich die viele Arbeit nicht mehr lohnte.

Der 1. Weltkrieg brachte dem Markt neuerlich Armut und Elende. 1920 führte die Gemeinde Neufelden das Notgeld ein. Im Frühjahr 1931 brannten die zwei Häuserreihen zwischen Kirchengasse und Marktplatz und 1937 wurden die Häuser vom Hause Nr. 11 bis Nr. 22 ein Raub der Flammen.

Nach dem Anschluss von Österreich an Deutschland 1938 wurde die bisher selbständige Gemeinde Pürnstein nach Neufelden eingemeindet. Während des 2. Weltkrieges wurden 2 Luftschutzstollen am Rande des Marktes errichtet. Am 2. Mai 1945 drangen amerikanische Truppen, von Nordwesten her, gegen unseren Ort vor. Obwohl jeder Widerstand schon zwecklos war, wurde um Neufelden gekämpft. Nach Ende des Krieges war Neufelden von russischen Soldaten besetzt, und der Aufbau begann von neuem.

Die Entwicklung unseres schönen Marktes von Kriegsende bis zum heutigen Tage, ist der beste Beweis, wie durch Gemeinschaft große Aufbauarbeiten geleistet werden kann.

 

Vgl.: Haßleder Karl: „Geschichte des Marktes Neufelden“; Linz, 1908;